Viele von Ihnen kennen sie zwar bereits, doch das eine oder andere wissen Sie von ihr eventuell noch nicht. Wir waren im Gespräch mit Petra Rieckmann; lesen Sie das Interview mit unserer neuen Geschäftsführerin

 

VCH: Liebe Frau Rieckmann erst einmal herzlichen Glückwunsch zu der Geschäftsführung bei den VCH-Hotels. Sie sind ja schon etwas länger in der Geschäftsstelle tätig, insofern war der Einstieg in die neue Tätigkeit sicherlich nicht ganz so schwierig, oder?

Petra Rieckmann: (lacht) Ja, ich bin seit über vier Jahren für die VCH-Hotels im Vertrieb und Verkauf tätig gewesen und jetzt also Geschäftsführerin, worüber ich mich sehr freue. Und natürlich hat das den Übergang leichter gemacht. Allerdings kenne ich den VCH schon wesentlich länger, denn ich habe 15 Jahre lang ein VCH-Hotel und -Tagungshaus geleitet.

VCH: Sie kommen also aus der Praxis. Haben Sie eine Hotelausbildung gemacht?

Petra Rieckmann: Ja und Nein. Ja, ich komme aus der Praxis und kenne schon aus der Zeit viele der VCH-Hotel und -Hoteliers. Und nein, ich habe keine klassische Hotelausbildung gemacht. Ich habe eine Bankausbildung gemacht und danach „Angewandte Kulturwissenschaften“ studiert. Im Rahmen eines Stipendiums habe ich in Amerika einen Bachelorabschluss in Management und Journalism gemacht. Meine Studienschwerpunkte in Deutschland waren BWL, Kommunikation und Marketing. Darin habe ich einen Magister Artium Abschluss. Ich bin also sehr breit aufgestellt und freue mich darauf, in meiner neuen Tätigkeit möglichste viele meiner Kenntnisse und Fähigkeiten anwenden zu können.

VCH: Heißt das, dass Ihre Schwerpunkte in der Arbeit als VCH-Geschäftsführerin im Bereich Betriebswirtschaft, Betriebsführung liegen werden?

Petra Rieckmann: Nicht vorrangig. Natürlich sind eine ordentliche Führung des Betriebes und eine gute Kenntnis der Zahlen für jede Geschäftsführung unabdingbar. Meine Schwerpunkte werden jedoch eindeutig im Marketing liegen. Ich möchte die VCH-Hotelkooperation mit all seinen so positiven Werten ins Bewusstsein der Menschen bringen, die vielleicht beim Buchen eines Hotelzimmers oder eines Veranstaltungsortes nicht als erstes an „christlich“ denken.

VCH: Soll das heißen, der Verband Christlicher Hoteliers will sich von seiner christlichen Basis lösen?

Petra Rieckmann: (sehr ernst) Nein, auf keinen Fall! Wissen Sie, Kirche ist ja schon lange nicht mehr ein Mittelpunkt, ein Ankerplatz für die meisten Menschen in Deutschland. Viele Menschen haben sich von der Kirche losgesagt, was wir ja jedes Jahr an den Zahlen der Kirchenaustritte verfolgen können. Und trotzdem glaube ich, dass unsere Gesellschaft auf der Basis der kirchlichen Werte gegründet ist. Wir leben nach kirchlichen Grundwerten, was wir immer merken, wenn wir uns zu so einem Satz hinreißen lassen, wie: „Das macht man doch nicht.“ Diese Grundwerte sind das, was eine Gesellschaft zusammenhält, man kann es auch „Werte und Normen“ nennen und es taucht immer auf, wenn man „wir“ sagt. Diese Grundwerte sind aus meiner Sicht ganz klar christliche Werte, werden aber aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr mit Kirche oder „christlich“ zusammengebracht.

VCH: Sie wollen also eine Wertediskussion in der Gesellschaft anregen? Ist das nicht ein etwas zu hohes Ziel?

Petra Rieckmann: Ja, das wäre wirklich ein deutlich zu hohes Ziel, dass kann ein Verband sicher nicht leisten. Nein, ich glaube andersherum ist der Weg der richtige: Wir müssen unsere Sprache der Wirklichkeit anpassen. Für mich ist es zum Beispiel ganz oft das Gleiche, wenn ich „kirchlich“ oder „christlich“ sage, aber viele Menschen verbinden das, was ich / wir damit meinen, mit dem Begriff „menschlich“. Oder wenn kirchliche Kreise von „Erhalt der Schöpfung“ reden, dann meinen sie oft das, was man in der Gesellschaft mit Nachhaltigkeit bezeichnet.

VCH: Es geht also um die Wortwahl in der Außendarstellung. Aber geht es nicht auch um die Inhalte?

Petra Rieckmann: Ja, natürlich geht es vor allem um die Inhalte. Nach einer langen und sehr intensiven Diskussion innerhalb der VCH-Hotelkooperation haben wir es noch vor Corona geschafft unsere gemeinsamen Werte, auf der alle VCH-Hotels stehen und nach denen sie ihr Handeln innerhalb und außerhalb des Betriebes ausrichten, zu formulieren. Es ging darum unsere Werte Vielfalt, Werteorientierung und Geborgenheit mit Leben und Inhalten zu füllen. Das ist uns in hervorragender Weise gelungen und alle VCH-Hotels haben sich zu diesen Inhalten committet. – Nun geht es darum, unseren Gästen zu sagen wofür wir stehen, was wir leben, worauf sie sich bei uns verlassen können. Und auch, woran sie uns messen dürfen.

VCH: Sie fordern also tatsächlich die Gäste ganz aktiv zu Kritik auf?

Petra Rieckmann: Ja, natürlich. Die VCH-Hotels leben durch die Begegnungen mit ihren Gästen. Sie lieben es für Menschen Gastgeber sein zu dürfen. Und gute Gastgeber hören ihren Gästen auch gerne zu und setzen sich mit Ihnen auseinander. So lernen wir ständig voneinander und so können immer besser werden.

VCH: Frau Rieckmann zum Schluss noch eine persönliche Frage: Sie sind vor 4,5 Jahren für die Stelle in der VCH-Geschäftsstelle von Süddeutschland nach Berlin gezogen. Fühlen Sie sich hier wohl?

Petra Rieckmann: Oh ja, sehr. Wissen Sie, ich komme ursprünglich aus Lüneburg und meine ganze Verwandtschaft – Mutter, Schwester, Tanten und Onkels, Nichten und Neffen – leben in Norddeutschland. So bin ich jetzt viel näher bei denen und inzwischen wohnt auch meine Tochter in Berlin. Und ich liebe diese Lebendigkeit, Vielfalt, Direktheit und Quirligkeit in Berlin. Und mein Mann und ich genießen vor allen die vielfältigen kulturellen Möglichkeiten. Also: Ja, ich bin angekommen und fühle mich sehr wohl.

VCH: Vielen Dank für Ihre Zeit und wir wünschen Ihnen für alles, was Sie anpacken recht viel Erfolg.